Von Ralf Keuper

In dem Beitrag Das letzte Refugium menschlicher Intelligenz in der FAZ vom 27.06.2018 berichtet Oliver Jungen von der Antrittsvorlegung, die Douglas Hofstadter in Köln in seiner Eigenschaft als vierzehnter Albertus Magnus – Gastprofessor hielt. Am Bespiel der Übersetzung von Romanen und Gedichten (Puschkin, Wang Wei) machte Hofstadter deutlich, dass es ohne Hintergrund- und Kontextwissen unmöglich sei, die Texte mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (Textübersetzungsprogramme) angemessen zu übertragen. Eine gelungene Übersetzung benötigt zahlreiche Entscheidungen auf emotionaler Ebene. Diese sei Computern noch nicht zugänglich.

Im Bereich des Maschinenlernens, wo es um Effizienz und nicht um Sinn gehe, wird die Maschine den Menschen überholen. Das letzte Refugium der menschlichen Intelligenz könnten Sprache und Literatur sein; Gebiete, bei denen der Kontext und der Sinn im Zentrum stehen, wo es also um hermeneutisches Verstehen geht.

In seinem, zusammen mit Emmanuel Sander veröffentlichten Buch Die Analogie. Das Herz des Denkens schrieb Hofstadter, dass ein Computer ohne die Fähigkeit Kategorien zu bilden und Analogien herzustellen, dem Menschen unterlegen bleibe:

Wenn es also zwei Kreaturen gäbe, von denen die eine (ein erwachsener Mensch) die Welt mit Hilfe der Kategorisierung durch Analogiebildung wahrnimmt, während der andere (ein Computer) nicht über einen solch hilfreichen Mechanismus verfügt, dann gliche ihr Wettbewerb im Weltverstehen einem Wettlauf zwischen einer Person und einem Roboter, die beide auf ein hohes Dach klettern müssen, wobei das Menschenwesen eine bereits bestehende Treppe benutzen darf, wohingegen der Roboter sich seine Treppe von Grund auf selbst bauen muss.

Dass es auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz häufig noch zu Phänomenen kommt, die an die hochfliegenden Pläne der Alchemisten erinnern, wird in Wissen sie überhaupt, was sie tun? thematisiert. Häufig stützen sich die Verfahren der Künstlichen Intelligenz noch auf Algorithmen, deren Entscheidungskriterien im Dunkeln liegen. Der Beitrag erwähnt die provokante Äußerung von Ali Rahimi, KI-Forscher bei Google:

Man drehe so lange an den Parametern, bis der Algorithmus das gewünschte Ergebnis hervorbringe. Kürzlich legte Rahimi auf einer Konferenz in Vancouver noch einmal nach und bezeichnete die ganze KI-Forschung als Alien-Technologie. Die Branche wisse nicht, warum sie den einen Algorithmus dem anderen vorziehe. Sie tue es einfach und schaue, wie weit sie damit komme.

Das führt zu der Forderung nach der Einrichtung eines Prüfsystems für Algorithmen. Initiativen wie Algorithm Watch und das Projekt Algorithmen für das Gemeinwohl wollen ebenfalls für mehr Transparenz sorgen.

Weitere Informationen:

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