Es gibt einen einzigen Geist, aber tausend verschiedenartige Intellekte, wie es eine einzige absolute Bewegung in der Natur gibt, aber tausend relativ bewegte Beobachtungspunkte, die sie verhüllen. Das bedeutetet: Die Grundposition des Menschen ist nicht rational, sondern ästhetisch bedingt. Der einzelne Mensch ist der gefühlsmäßige Vertreter seiner körperlichen Konstitutionsart, seiner familiären, sozialen, nationalen Erbmasse und hundert anderer Relativitäten. Die Überwindung dessen kann nur einem ganz seltenen religiös-sittlichen Akt entspringen, niemals aber dem intellektuellen Entschluss. Denn der Intellekt ist nur die mehr oder minder vergiftete Waffe der ästhetischen Grundposition des Menschen gegen andere feindliche Grundpositionen. Wer ihn vergottet, macht die Fehlerquelle zum Erkenntnisziel.

Quelle: “Leben heisst sich mitteilen”. Betrachtungen, Reden, Aphorismen.