Von Ralf Keuper

In seinem Buch Spüre die Welt. Die Wissenschaft vom Bewusstsein zog der dänische Wissenschaftsjournalist Tor Norretranders eine Grenze zwischen Information und dem neuen Begriff der  Exformation:

Die Quelle von Schönheit,Wahrheit und Weisheit ist die Information, die man losgeworden ist. Die Exformation. Sie hat Wert und Bedeutung, da für ihre Schaffung Entropie in der Umgebung erzeugt werden mußte. In jeder Sekunde entledigt sich das Bewußtsein des Menschen Millionen von Bits, um jenen besonderen Zustand zu erreichen, den wir Bewußtsein nennen. Bewußtsein hat daher mehr mit Exformation als mit Information zu tun.

Jetzt, wo Big Data in aller Munde ist, ist die Frage, wie man die wachsende Informations- und Datenflut auf das Wesentliche reduzieren kann, noch entscheidender geworden. Mit der Menge neu zur Verfügung stehender Informationsquellen, wächst der Bedarf an Exformation, d.h. nach Aussonderung der überflüssigen Informationen. Auch im Zeitalter von Big Data ist der Kontext für das Verständnis und die Verwendung von Informationen ausschlaggebend.

Ein Rätsel der Kommunikation besteht darin, daß es möglich ist, durch wenig Information, die wir weitergeben, auf eine Menge von Information zu verweisen, die wir ausmustern. Daß wir unseren mentalen Zustand in Form von wenig Informationen >kartieren< können. Das ist schon für sich genommen bemerkenswert. Nicht weniger bemerkenswert aber ist es dadurch, daß andere sich aufgrund dieser Karte das Gelände vorstellen können …

Anders als die nahezu unbegrenzten Möglichkeiten der Informationsgewinnung und -analyse nahelegen bedeutet mehr Information nicht gleich mehr Exformation:

Exformation steht winkelrecht zur Information. Exformation ist das, was ausgesondert wird, ehe der Ausdruck erfolgt. Exformation betrifft die geistige Arbeit, die wir leisten, um das, was wir sagen wollen, aussprechbar zu machen. Exformation ist die ausgesonderte Information, das, was wir nicht ausdrücken, aber im Kopf haben, wenn oder bevor wir etwas sagen. Information dagegen ist das Meß- und Konstatierbare, das tatsächlich Gesagte, die Bits oder Buchstaben des faktisch Ausgedrückten. Deshalb gibt es keinen Zusammenhang, der besagt: Je mehr Information desto mehr Exformation. …

Durch Exformation erst gewinnen Informationen an Tiefe und Bedeutung:

Ein große Menge Information wird durch die Erzeugung von Exformation zu einer kleinen Menge Information zusammengefasst, die übertragen wird. Die Information hat Tiefe, denn es wurde bei ihrer Entstehung Exformation produziert.

Demnach ist es die geistige Arbeit durch Menschen, die in der Lage ist Information in Exformation zu transformieren. Algorithmen und Rechenleistung sind hierzu unverzichtbar, können den menschlichen Faktor jedoch nicht ersetzen.

Eigentlich bräuchten wir so etwas wie eine Exformationstechnologie – analog zur Informationstechnologie.

Weitere Informationen:

Exformation (youtube)

Exformation – Die explosive Information (Stanislaw Lem)

 

Schreibe einen Kommentar