Selbst die nur oberflächlichen Gesetze der Dinge bleiben unerkannt. Wer von uns könnte heutzutage mit einer größeren Logik, mit einer größeren Nützlichkeit eine Lebensregel für sich und andere hervorbringen? Alle wissen, was sie nicht wollen, aber niemand weiss, was er überhaupt will. Und selbst bei dem, was sie nicht wollen, wissen sie nicht, warum sie es nicht wollen. … Unsere Taten und unsere Gedanken sind nicht mehr einfach, sie wurden aber auch nicht komplex. Sie sind konfus und perplex geworden; sie blieben Skizzen von Handlungen, ausgeräumte Denkweisen. Niemand hat mehr die Energie, einer Idee zu folgen oder einen Weg zu gehen. Unsere Vorsätze kreisen wie Wetterfahnen. Unsere Ideen fallen zu Boden wie trockene Blätter. Selbst unsere Laster sind traurig und schwach. Sie sind nicht aus einem heißen Exzess des Lebens heraus geboren, sondern aus dem eines Fiebers, einer Unruhe, die sagt, dass das Leben nicht reicht, ohne aber zu begreifen, was reichen würde. 

Quelle: Denken mit Fernando Pessoa 
Ein Gedanke zu „“Selbst die nur oberflächlichen Gesetze der Dinge bleiben unerkannt” (Fernando Pessoa)“
  1. Könnte es sein, dass das Suchen nach befriedigenderen Antworten auf die Frage warum etwas nicht gewollt ist, so blockierend wirkt, dass das Ungewollte nicht gesammelt, zusammengefasst und gewichtet wird? Geschähe dies, so könnte vielleicht der Blick auf das übrigbleibende Gewollte klarer, dessen Sortierung einfacher und das uneitle Delegieren des Unbegriffenen an die nach uns Kommenden leichter werden.

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