Von Ralf Keuper

Den Kaffee nur auf seine Rolle als Genussmittel und Wirtschaftsgut zu reduzieren, würde ihm bei weitem nicht gerecht. Der Kaffee hatte und hat großen Einfluss auf die Kultur eines Landes. Das begann schon in Istanbul, wo die ersten Kaffeehäuser entstanden. Dort traf man sich nicht nur, um Kaffee zu trinken, sondern auch, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Kaffeehäuser wurden so häufig zu Treffpunkten oppositioneller Kreise, weshalb die Obrigkeit immer wieder die Schließung der Kaffeehäuser verhängte. Über Istanbul gelangte die Kaffeehauskultur nach Venedig, wo u.a. das Caffè Florian eröffnet wurde.

Die Französische Revolution soll im Café Procope begonnen haben. Prominente Dauergäste jener Zeit waren u.a. Voltaire, Danton und Robespierre. Sartre und andere trafen sich im Kaffeehaus der Existenzialisten. Für Jürgen Habermas sind die Kaffeehäuser ein wichtiger Ausgangspunkt für den Struturwandel der Öffentlichkeit.

Kaffeehäuser waren daher auch bedeutende Informationsplattformen. Die älteste Versicherung der Welt, Lloyds of London, hat ihren Ursprung in einem Kaffeehaus. Kaffee ist nach Öl das wichtigste Handelsgut und damit ein Multi-Milliarden-Geschäft.

Kaffehäuser waren in Wien bevorzugter Arbeitsort der Literaten, weshalb von der Kaffeehaus-Literatur gesprochen wird. Ein bekanntes Wiener Kaffeehaus war und ist das Café Central. Einer der Gründe, weshalb Wien als Geburtsort der Kaffeehauskultur gilt.
In Deutschland kam die Kaffeehauskultur erst relativ spät an. Deutschlands führende Kaffeestadt ist übrigens Bremen. Sechzig Prozent aller Kaffeelieferungen in Deutschland laufen über den Bremer Hafen. Hier entstanden auch die ersten Röstereien auf deutschem Boden; weiterhin ist Bremen Geburtsort der Kaffee-Handels-Akiengesellschaft (Kaffee HAG). In Bremen wurde außerdem 1697 das erste Kaffeehaus in Deutschland eröffnet. Im Jahr 1781 kam es in Paderborn zu einem Aufstand, als der regierende Fürstbischof ein Kaffee-Verbot für das gemeine Volk durchsetzen wollte; als Kaffee-Lärm in Paderborn in die Annalen eingegangen.

Auch die klassische Musik wurde vom Kaffee beeinflusst. Kein Geringerer als Johann Sebastian Bach, selber ein leidenschaftlicher Kaffee-Trinker, widmete dem Getränk die Kaffee – Kantate.

Weitere berühmte Kaffeehäuser sind:

Wie vielschichtig der Kaffee ist, wird auch an seiner chemischen Zusammensetzung deutlich. Bisher zählt man 1000 chemische Bestandteile im Kaffee, unterteilt in die Gruppen Aromastoffe, Koffein, Mineralstoffe und Säuren.

Neben den Europäern sind die Amerikaner die größten Kaffeetrinker. In den USA hat sich so etwas wie eine neue Kaffeekultur entwickelt, deren Hauptort Portland in Oregon ist. Die amerikanischen Kaffeehäuser legen großen Wert auf den perfekten Geschmack. Guter Kaffee ist demnach das Ergebnis harter Arbeit und intensiver Recherche. Für guten Kaffee sind die Kunden sogar bereit längere Zubereitungszeiten in Kauf zu nehmen. Neben Portland sind Los Angeles, Boston und New York weitere Kaffee-Hochburgen in den USA. In New York wird in einem Cafe auch der teuerste Kaffee der Welt, der Kopi Luwak Katzenkaffee, serviert.

Zur Kulturgeschichte des Kaffees gibt es mittlerweile mehrere Sachbücher. Ein Klassiker ist Kaffee: Die Biographie eines weltwirtschaftlichen Stoffes von Heinrich Eduard Jacob.

Weitere Informationen:

Kaffee – höfisches Lebenselixier

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